Love Hertz

Love Hertz.......

 

Textfeld: Love Hertz.......  Schon bei der Planung für unsere letzte USA Reise war klar, dass wir für das letzte Wochenende unseren Camper gegen einen Hertz Shelby eintauschen. Bei der Online Reservation auf der Hertz Seite war ich gespannt wie bei einer E-Bay Auktion ob die Rückmeldung mir bestätigt, dass die Reservation klappt. Doch Sekunden nach dem Senden der Reservation piepste das E-Mail und ich war erleichtert. Mein persönliches Geburtstagsgeschenk war bestätigt. Als wir, natürlich viel zu früh, bei Hertz angekommen sind, waren lange Schlangen vor den Schaltern. Selbstverständlich braucht man, wenn man einen Hertz Shelby mietet nicht bei den Schlangen anzustehen, sondern wird direkt empfangen von einer freundlichen Dame an einem speziellen Schalter. Über den Lautsprecher wird der Shelby ausgerufen, diesen bitte bereit zu stellen. Schon nach zwei Minuten standen wir mit den notwendigen Papieren vor 7 der 500 bestellten 4,6 Liter, 325 bhp Shelby’s. Einer mit 350 Meilen auf dem Tacho gluggerte gemühtlich vor sich hin und ein freundlicher Herr fragte uns, ob das unser Auto sei ! Ja, für das Wochenende ist das unser Auto ! Man merkte rasch, dass es auch für den Angestellten von Hertz nicht irgend ein Mietauto ist, sondern eben ein Shelby. Wir redeten über die Zeit von 1966. Nachdem das Eis gebrochen war, dauerte es etwas länger als üblich, uns den Shelby zu übergeben. Als Schwachstelle entdeckte ich da schon, dass wenn die Sicherungsstecker für die Motorhaube von der falschen Seite eingesteckt werden, sich die Haube zerkratzt. Auch schon hier ist uns aufgefallen, dass jeder der ein Auto abholte oder zurückgebracht hatte, nicht ohne einen neidischen Blick auf die bereit stehenden Shelbys zu werfen, vorbei gehen konnte. Schon auf den 25 Metern zum Check out Schalter merkte ich auch, dass das Auto zum fahren gemacht ist, nicht nur zum anschauen. Der Herr beim Check out Schalter schaute etwas mürrisch, wünschte uns aber trotzdem, die Fahrt zu geniessen. Nach dem ich rechts auf die Hauptstrasse abgebogen war stellte ich mit Freuden fest, dass trotz der blockierten Traktionskontrolle der Shelby mit den Hinterrädern mächtig scharrt. Rent a Racer. Mitten drin, nicht nur dabei. Ein Z28 der nach mehr rohrte als nach der Serienausstattung machte sich auf dem Highway bemerkbar. Einige Meilen wechselten wir uns mit Gas geben ab, bis wir einmal kurz testeten, wie die Beschleunigung auf 100 Meilen so ist. Ich fragte mich ein mal mehr, warum jemand für viel mehr Geld ein schlechteres Auto kaufen kann. Der Shelby überzeugte nicht nur mich, auch der Camarofahrer bezeugte das mit seinem Daumen. Ich weiss wirklich nicht ob es Zufall war, aber an den meisten Ampeln zeigte das Auto neben mir, dass er nicht Lust hat, beim Anfahren so wenig wie möglich Benzin zu verbrennen. Die vom Werk angegebenen 5.1 Sekunden reichen meistens aus, um mit dem Auto etwas Eindruck zu schinden. Monate zuvor war im Hot Rod Magazin unter road pick of the month eine Strasse südlich von LA, die wir natürlich planten mit dem Shelby zu testen. Wirklich eine Strecke, wie sie bei uns nur im Jura zu finden ist. Bodenwellen und extreme Kurven steckte der Shelby genau so weg, wie die Gegner an der Ampel. Nun war ich mir sicher, der Shelby ist ein geniales Auto, nicht nur optisch und akustisch, sondern auch im handling. Jedesmal wenn ich langsamere Autos einholte, legte ich einen Photostop ein, bei welchem sich Brigitte auch wieder etwas erholen konnte, um dann rechtzeitig vor den nächsten Criusern wieder auf der Strasse zu sein. Die Kollegen, welche Fan von amerikanischen Autos sind können meine Begeisterung sicher verstehen. Den anderen möchte ich Nahe legen, wenn sie ein objektives Urteil abgeben möchten, sich die Gelegenheit zu suchen sich einmal hinter das Steuer eines GT-H setzen zu können und sich wie Steve McQueen zu fühlen. Aber Vorsicht, das Auto hat Suchtpotential. Das Beweist, dass die Kundschaft bereits 5 mal bereit war für einen Hertz Shelby 60'000 USD zu bezahlen, obwohl der spätere Verkaufspreis mit 25'000 USD angegeben ist.

Der Hertz Shelby hat eine lustige Geschichte. So war die Farbe der 66er Hertz Shelby’s schwarz mit gold, weil das erste Auto von John Hertz 1925 diese Farben hatte. Also bestellte man die ersten 200 Autos in dieser Lackierung. So wie der neue, waren auch die ersten Hertz Schelby nur mit Automat erhältlich. Als man die zweite Serie von 800 Autos bestellte, lieferte Ford die ersten 230 Autos in blau, rot, grün und weiss, darunter auch 85 mit Handschaltung. Erst nach der Richtigstellung von Hertz, wurden die restlichen Autos in schwarz/gold ausgeliefert. An Auktionen wird für diese Autos heute 260'000 USD geboten, nicht dass Auktionen irgendwie Representativ wären, aber wer einen in der Garage hat kann doch ein wenig stolz sein.

Rent a Racer war damals das Motto. Nachweislich hat Jim Gessner und John Lifield damals geschaltene GT350-H gemietet und einen Überrollbügel eingebaut und andere Felgen montiert und sind damit Rennen gefahren.

 

Textfeld:  Das beweisen auch die Löcher für die Überrollbügel.

Zurück zu unserem Mietauto. An jeder Tankstelle, jedem Zwischenhalt, jedem Fussgängerstreifen, einfach überall wurden wir auf den Shelby freundlich angesprochen. Selbst der Schwarze mit dem Regenmantel bei 40°C mit der versteckten Flasche in der Papiertüte lächelt ein ‚Shelby’ beim vorbeigehen. Auch die Jugendlichen, die meistens wegen der Computerspiele die Autos kennen, fragen beim Vorbeigehen : Der kann nicht echt sein, die sind noch nicht auf dem Markt ? Aber die Unterschrift auf dem Armaturenbrett von Carroll Shelby überzeugen den Misstrauischen, was er mit einem lauten Wooow bestätigt. Die Amerikaner machen heute nicht nur Traumautos, die Leute träumen wirklich auch von diesen Autos. Das haben sie auch wirklich verdient. Auch ich musste abends vor dem einschlafen nochmals rasch in die Hoteleinfahrt um nachzusehen ob es ‚unserem’ Auto auch gut geht. Zum Glück, denn der rücksichtslose Rümpel von einem Gärtner hat die Sprinkleranlage so unglücklich gestellt, dass die eine Seite des Shelby’s tatsächlich nassgespritzt wurde.

Am Sonntag fuhren wir zu Ehren von David Linch den Mullholland Drive. Übrigens eine zu empfehlende Ausfahrt. Nicht wegen der stark überhängenden Kurven, meistens aber leider auf die falsche Seite geneigt, sondern wegen der phantastischen photogenen Aussicht. Die Küstenfahrt von LA Richtung Süden ist ebenso phantastisch. Das zum Criusen und um sich zu zeigen. Der Shelby war dort sicher die günstigste Art aufzufallen. Übrigens auch der einzige Ort, an dem ich einen freundlich winkenden Hertz Shelby Fahrer kreuzte. Aber sie fühlten sich wohl zwischen den Porsches und Ferraris und waren nicht weniger auffällig.

Textfeld:  Wir nutzten die Zeit und haben uns um 11.00 Abends von ‚unserem’ Auto getrennt. Wer weiss, wie viel Mieter noch Freude an diesem Auto haben werden. Ich bin mir sicher, es ist eine sehr gute Reklame für den Ford Mustang und natürlich für den Shelby. Ich hoffe auch Carroll Shelby wird uns noch mit der einen oder anderen solchen Idee bereichern.

Das einzige das ich ein wenig bedaure ist lediglich, auch heute noch, der Entscheid von Chevrolet, Carroll Shelby damals nicht für ernst genommen zu haben.......

rony@carart.ch